Prater Q7

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Prater Q7
100y successional forest city

Das Entwurfsprojekt entstand 2018 im Rahmen des GLC-Studios betreut von Sandra Bartoli und Daniela Herold mit dem Titel “In the Beginning and End, There Was Prater — The City’s Future Natural History.“ Das Studio umfasste einen Forschungs- und Kartierungsteil von 9 Praterquadranten sowie Exkursionen mit Experten und darauf folgend die Formulierung von Hypothesen und Szenarien über die zukünftige Entwicklung und Naturgeschichte des Praters im Anthropozän. Ausgehend vom Studio Brief “[…] Prater IS city. Prater is the most public open space…” werden die Quadranten nicht nur als einfacher “Grünraum” betrachtet, sondern als urbane Räume gelesen, in denen Pflanzen, Tiere und Menschen interagieren und ihre räumlichen und zeitlichen Signaturen hinterlassen. 

Das Projekt untersucht den zunächst unscheinbaren Kartierungsquadrant Q7 im südöstlichen Teil des grünen Praters in der Nähe des Lusthauses, der gleichwohl das  Spektrum von gebauter Stadt zu natürlicher Au-Wildnis abbildet. Das Gebiet ist durch einen zentralen Waldbereich gekennzeichnet, der nach allen Seiten durch unterschiedliche Elemente abgegrenzt ist. In Richtung Praterstern trennt das Heustadelwasser, ein abgetrennter Altarm der Donau, die Flächen beiderseits der Hauptallee und reicht im Norden bis in die heute dauerhaft bewohnte Kleingartenkolonie, im Osten erhebt sich ein künstlicher Wall mit  Bahngleisen.  Eine Kartierung in 1:500 verortet Fundstellen von menschlichen Artefakten, Spuren der ursprünglichen Aulandschaft, Tier- und Menschenpfade und Vegetationsstrukturen, sowie seltsame technische Anlagen und Bauwerke, die zunehmend von Wildwuchs überwuchert werden. Aus der Kartierung  entwickelten sich die drei ortsspezifischen Leitmotive des Quadranten: Garden (Grenzlinie zwischen Kleingartenkolonie und Praterwald), Forest (ein verborgener Trampelpfad entlang des Bahnwalls) und Water (Der Altarm Heustadelwasser, dessen Wasser künstlich aufbereitet werden muss). Diese Motive sind Indikatoren für das seltsame Verhältnis zwischen  Mensch, Stadt und wilder Natur des Praters und sind jeweils in detaillierten isometrischen Ansichten dargestellt. 

Im zweiten Teil des Projektes wird die Geschichte dieses Ortes der kleinräumigen Biotope, Randzonen und „Mikronarrative“ in Form eines räumlichen Experimentes weitergedacht und in der Intensität gesteigert. Dazu wird das Gebiet zunächst in ein Raster von 25x25m unterteilt (Kreuzförmige Stehlen markieren die Eckpunkte und dienen der Vernetzung von Sensoren und Datenquellen), wobei ein Algorithmus die zukünftigen Nutzungen und Naturräume randomisiert definiert. Durch die zunächst zufällige Zuweisung von Naturraum- und Nutzungstypus der einzelnen Felder entsteht ein diverses Mosaik, das sich zyklisch erweitert und verfeinert. Interessant sind dabei nicht nur die Einzelflächen selbst sondern insbesondere die neu entstehenden Rand- und Übergangsbereiche, denn speziell diese Zwischenräume ermöglichen Habitate und sind charakteristisch für den Grünen Prater. Ökologisch betrachtet bezeichnet man solche Zonen auch als Ökotone – die liminalen Räume zwischen zwei räumlichen Zuständen – die häufig durch ihren Artenreichtum herausstechen. Das Experiment untersucht somit ökologische Parameter wie die Stufen der Sukzession – sprich die Übergangsstadien von Grass- und Offenland hin zum Wald sowie parallel dazu die Sukzession der Stadt mit alternativen landwirtschaftlichen Praktiken und ruralen Wohnexperimenten.

Im Szenario beginnt das Experiment zunächst mit der leichten Umgestaltung einzelner Felder – wie das Schlagen einer Lichtung oder der Bau einer Hütte – doch mit den Jahren werden immer mehr Flächen integriert, bespielt, auf ihre ökologische Entwicklung hin erforscht und die Erkenntnisse wiederum in den Algorithmus eingespeist. Menschliche Interventionen und Bauwerke nehmen wie die Biomasse und die beheimateten Tier- und Pflanzenarten stetig zu – der Praterquadrant wird wie die Stadt selbst eine Verdichtung von Geschichten, Materie, Interaktionen und Metabolismen, die sich auf einen unvermeidbaren Klimax mit darauf folgender Zerfallsphase zuspitzen. Der Prater wird ein Modell in dem der Antagonismus zwischen Stadt und Natur aufgelöst werden soll, indem menschliche und nichtmenschliche Lebewesen als gleichwertig, voneinander abhängig  und in Koexistenz betrachtet werden.

Die Arbeit untersucht die Stadt im ökologischen Kontext, der im Angesicht zunehmender Klima- und Biodivärsitäskrisen ein unerlässlicher Schwerpunkt in der Architekturausbildung werden sollte – Architektur kann heute nicht mehr als außerhalb der Natur gedacht werden, sondern immer als Entanglement (Verflechtung) von verschiedenen Spezies, Materien, Zeiträumen und Narrativen. Seltsame Zwischenorte wie die Wildnis des Praters haben einen unglaublichen Wert für die Stadt — Architektur kann hier den Fokus auf das setzten was bereits existiert und mit ihren Werkzeugen verborgene Nischen beleuchten und (Natur-)Geschichten sichtbar machen, weiterdenken und letztendlich die fragilen Biotope schützen, die eine Stadt erst zu einem Lebensraum machen. Die Perspektive des Designstudios auf die Umwelt der Stadt und die Methodiken mit Exkursionen, Kartierung, Theorie und sensiblen Beobachtungen on site, haben meine persönliche Einstellung zur Architekturpraxis stark geprägt, und sich thematisch in den darauffolgenden Entwurfsprojekten fortgesetzt und vertieft. Ich hoffe, dass die Arbeit dazu einlädt den scheinbaren Antagonismus zwischen Natur und Kultur zu hinterfragen, und den Blick für die verborgenen Lebenswelten  und Potenzialen in den Zwischenräumen der Stadt zu schärfen.

Kompost und Vogelhaus im Grenzland zwischen Praterwald und Kleingartenkolonie.

Site Exploration & Mapping

Generalkarte Q7, Site investigation
Prater, Heustadelwasser. 2017.

Prater Q7

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Hello, I’m Ferdinand –  architectural designer currently living and working in Vienna, Austria. I recently graduated with a Master’s degree in Architecture from the Academy of Fine Arts in Vienna, where I focused on the relationship between city and landscape, the motif of the garden, and the hidden worlds and ecologies that unfold in intersecting spaces.

Diploma Presentation. Mehrzwecksaal, Semperdepot. Januar, 2023

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